Samstag, 26. Dezember 2009

Einbruch gescheitert - 2 x Bau

Einbruchsversuch scheitert an flotter Reaktion, mit großem Polizeiaufgebot und endet in der Verhaftung von 2 Tätern bei einer bekannten Görgeshausener Bäckerei-Filiale.

Es war eine lange und anstrengende Nacht und während jetzt noch die Reste des Adrenalins den Körper einfach nicht schlafen lassen wollen, ziehen die Bilder der letzten Stunden noch einmal vor meinem geistigen Auge vorüber.

Der zweite Weihnachtsfeiertag (am 26.12.2009) war gerade erst etwas über eine Stunde alt, als ich noch auf der Wohnzimmercouch saß und als quasi "letzter Überlebender" noch meinen tagtäglichen Pillen-Cocktail zusammensammelte und mir den Pseudo-Snack in den Hals warf. Meine Frau Brigitte war schon zu Bett gegangen und schlummerte schon im Land der Träume. Da klingelte plötzlich unser Telefon und ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es um 01:22 Uhr schon etwas dreistes, oder sicherlich eher was dringendes sein musste?!

Mit dem vierten Klingeln, hatte ich auch schon den nächtlichen Ruhestörer in der Hand und erkannte schon im Display, dass es eindeutig "dringend" sein musste. Auf orangem Hintergrund und schwarzen LED-Lettern prangte dort in großer Sperrschrift das Wort: "ALARM GÖRGESHAUSEN"!

Durch einige dieser Alarmrufe schon gut im Training, schnappte ich mir den Telefonapparat, stürzte in Richtung Schlafzimmer, wo ich an der Garderobe vorbei, schon Mütze, Schal und Jacke meiner Frau schnappte und gleich mitnahm.

An ihrem Bett angekommen, saß diese schon mit weit aufgerissenen Augen auf der Bettkante und zog sich gerade die Schuhe an, während ich vom Operator der Wach- und Schließgesellschaft die erste Informationen bekam: "Guten Morgen, ich bedauere Sie wecken zu müssen, aber vor wenigen Sekunden wurde in der Alarmanlage der Bäckerei der Alarm ausgelöst" und noch während ich dann meine Wintersachen überwarf, teilte meine Frau dem Operator mit, dass wir sofort nachschauen wollten und "wie immer" dann gleich via Handy zurückrufen würden.

Es war dann ziemlich genau 01:24 Uhr, als ich den Wagenschlüssel schon im Zündschloss drehte und meine Frau vom Beifahrersitz aus die griffbereiten Taschenlampen eines schnellen Funktionscheck unterzog. Während sie mit der Alarmanalagenfirma via Handy erneuten Kontakt aufnahm, merkte ich auch schon, dass ein Glitzern auf dem Straßenbelag auf Glatteisgefahr hindeutete und ich zumindest beschloss "eben nicht" zu rasen. Dennoch gelang es uns, binnen Minuten "Auf den Kuhlengärten" im Nachbarort "Görgeshausen" anzukommen.

Wie schon so oft ausgetestet und jedes Mal ein wenig verbessert, eintrainiert und ausprobiert, fuhr ich auch diesmal so auf das Gebäude zu, dass wir als erstes den Seiteneingang im hellen Aufblendlicht der Scheinwerfer sahen. Eine erste Sicht der massiven Stahltüre zeigte, dass diese fest verschlossen war und ich hörte, wie meine Frau diese neue Erkenntnis direkt an den Operator des Sicherheitsdienstes weitergab.

Wie schon "fest eintrainiert", setzte ich den Wagen vom Seiteneingang aus zurück und drehte das Auto so, dass im Pegel des Scheinwerferlichtes die beiden Hauswände mit der Ladenfront und dem Nebeneingang nun gut ausgeleuchtet wurden. Den Wagen also nun so platziert und ausreichend Licht auf den beiden wichtigsten Gebäudewänden habend, stieg ich jetzt aus, um eine erste, genauere Schau von evtl. Einbruchsspuren vornehmen zu können.

Was dann passierte, geschah zu fast gleicher Zeit. Während ich vor der großen Schaufensterscheibe "auf und ab suchte" und bemerkte, dass die Haupteingangstür aufgebrochen war, folgten meine Augen von der unteren Eingangstür langsam in Richtung Laden.

Dort mit dem Blick angekommen, bemerkte ich plötzlich, dass die Trenntüre zwischen Laden und Lager ganz langsam aufgezogen wurde, als ich zur genau gleichen Zeit plötzlich meine Frau aus voller Leibeskraft losschreien hörte: "Pass auf! Um Himmelswillen - da ist noch jemand drinnen!" und also sollte ich auch den nächsten Satz noch hören, schrie Sie laut auf: "Ja, um Himmels Willen! Die sind noch im Laden! Kommen Sie schnell! Geben Sie Gas! Die sind noch da!".

Und als wäre es der Startschuss zu einem Wettrennen gewesen, drehte ich mich schnell in Richtung meines Wagens um und wollte nur noch hinter dessen Scheinwerfer kommen, damit man durch dieses helle Licht "mich selbst" nur schlecht hätte sehen können. Und als wäre es der Beweis zu meiner These, erkannte ich hinter den eigenen Lichtern noch einen weiteren Wagen auf dem Parkplatz.

Darin saßen 2 erwachsene Gestalten und schauten in fast gleichem Winkel ebenfalls auf die nun gut ausgeleuchtet Szenerie. Also gab ich meiner Frau schnell noch Zeichen erst mal sitzen zu bleiben und trat an den anderen Wagen heran. Eigentlich eher in der Erwartung dieser könnte jetzt den Rückwärtsgang einlegen und abhauen, war ich erst noch etwas skeptisch, als darin das Innenlicht anging und an der Fahrerseite das Fenster runter ging. Ohne lange rumzufackeln bat ich kurz und prägnant, dass auch er bitte mit Aufblendlicht die Frontseite des Ladenlokales beleuchten solle und klärte erst dann auf, dass wir hier noch die Täter im Geschäft vermuten, bevor ich nachfragte was "er" denn "hier" und "um diese Zeit" zu suchen hätte?!

Erst mit der Antwort vom Beifahrersitz, dass man sich mit einem
Freund zum Fahrtantritt in den Österreich-Urlaub treffen wolle, nahm ich wahr, dass von dort eine junge, hübsche Dame sprach deren Gesicht ich schon einige male sah. Kaum hatten sich die Insassen dieses Autos erklärt, kam auch schon das andere Fahrzeug des besagten Freundespaares und ließ sich ebenfalls sofort helfend darauf ein, das Gebäude sofort mit maximaler Beleuchtung zur Lichtfalle der vermuteten Täter zu machen.

Nun trat auch meine Frau aus dem Auto und während ich die Polizei von der gestellten "Lichtdusche" unterrichtete und unseren fast schon sicheren Verdacht, dass noch mindestens 1 Täter im Objekt sein müsse, konnte ich nun unser Auto auch so platzieren, dass wir die Gebäuderückseite ausleuchteten.

Meine Frau und ich patroulierten jetzt eine Weile aus sicherem Abstand vor den Fenstern und leuchteten zusätzlich immer wieder in den vermuteten Bereich, wo wir den, oder die Täter im Versteck wähnten. Auch wenn es bei diesen Minusgraden einem schon sehr lange vorkommt, war der erste Funkstreifenwagen doch recht schnell bei uns und begann sofort mit der Suche nach weiteren Fluchtmöglichkeiten.


Überblick Großraum-Alarmierung

Nun trafen auch in immer kürzer werdenden Abständen weitere Funkstreifenwagen ein und eilten von Diez, aus Montabaur, sogar von Westerburg und Koblenz hinzu.

Nachdem dann etwa 4, 5 oder 6 Streifenwagen zusammengekommen waren und an jeder Ecke des Gebäudekomplexes durch eine starke Polizeipräsenz das Objekt vollständig abgesichert wurde, gingen mehrere Beamte in die Verkaufsfiliale und wir hörten (noch immer draußen wartend), dass es eine erste Verhaftung gegeben haben soll. Nur wenige Minuten später bemerkte ich jene Polizeibeamtin, die als Erste am Tatort mit einem Kollegen ankam direkt neben der noch immer verschlossenen Seiteneingangstüre. Nicht weit entfernt von Ihr, machte ich die Dame darauf aufmerksam, dass meine Frau die Schlüssel zu dieser Tür habe und aufschließen könnte.

Sich nach ihr umschauend, rief Sie dann meine Frau zu sich und ließ von dieser die schwere Stahltüre öffnen, während Sie sich selbst so platzierte, dass Sie jederzeit hätte auf einen Angriff aus diesem neuerlichen Fluchtweg abwehren konnte. Es war dann fast im gleichen Augenblick, als der unmittelbar neben mir stehende Beamte die Meldung von 2 Verhafteten im Gebäude laut bekannt gab, als auch schon aus diesem nun offenen Lieferantenzugang kurz nacheinander je 2 Polizisten mit einem Gefangenen in der Mitte kamen und die verhafteten Täter in getrennte Streifenwagen abführten.

Auf dem Weg zu den Funkwagen, war der erste Täter ziemlich eindeutig mit etwa 18 bis 20 Jahren einzuordnen, hatte sehr kurze, dunkle Haaren und einen fast schon auffällig stolzen, aufrechten Gang. Rechts und links von zwei männlichen Beamten begleitet, schaute dieser noch in die Runde und versuchte in der kurzen Wegstrecke zum Auto noch erkennen zu können, welchem Aufwand an Menschen und Material er wohl gegenüber gestanden hätte, wäre ein Ausbruch aus der Zwangslage doch als Option versucht worden. Der zweite Täter folgte nur wenige Meter dahinter und hatte sich die Mütze seines Kapuzen-Shirts tief ins Gesicht gezogen. Von den beiden ebenfalls männlichen uniformierten Männern eng eskortiert, machte es zunächst den Eindruck, dass hier mehr Widerstand erwartet wurde, denn beide Herren hatten diesen Täter unter den Oberarmen eingehakt und drückten mit der anderen Hand den Kopf noch zusätzlich nach unten. Hier ein genaueres Alter zu schätzen schien kaum möglich, doch ein kurzer Versuch dessen mal nach dem noch zurückzulegenden Wege zu schauen, ließ mich auch hier einen jungen, Jugendlichen erkennen, der wohl nun erst mal andere Sorgen haben dürfte, als die Frage ob Umstehende ihn erkennen könnten?!

Beide Festgenommene waren also junge Männer, die sich nach der späteren Aussage eines der durchsuchenden Beamten zwischen den Backwaren-Roll-Containern versteckten und sich dort kauernd wohl auch ohne größeren Wiederstand festnehmen ließen.

Die anschließende, ausführliche Durchsuchung des gesamten Bäckereifachgeschäfts und der vom Einbruchsversuch ebenfalls betroffenen, angrenzenden Metzgerei ergaben zunächst keine weiteren Ergebnisse, außer einigen Einbruchswerkzeugen, wie einem Stemmeisen – ein s.g. Krähenfuß, einem langen Kreuzschlitzschraubenzieher, einer Tränengas-Dose und solche “Mittel zur Tatverschleierung”,  wie Gummihandschuhe und dunkle Mützen. Außerdem wurden einige kleinere Sachschäden festgestellt und die beiden vollautomatischen Gleit-Türen zum Haupteingang, sowie der angrenzenden Metzgerei als “Totalschaden” zu beklagen.

Nach letztem Wissensstand vom Tatort ist es den beiden Jugendlichen aber nicht gelungen sich größere Werte anzueignen, oder gar Bargeld zu finden! Meine Frau meinte sogar, dass es durchaus zu vermuten sei, die Einbrecher wären nicht einmal zu der Gelegenheit einer “Durchsuchung der Örtlichkeiten” gekommen, denn einige Rollcontainer standen noch ganz exakt so, wie sie von ihr 2 Tage zuvor hinterlassen worden seien.

Nachdem die Täter abtransportiert wurden, löste sich so langsam auch das größere Polizeiaufgebot Auto für Auto auf und etwa 2 Stunden nach der ersten Alarmmeldung rollte auch der vorletzte Streifenwagen vom Parkplatz des Einkaufscenters. Nur der als allererstes eingetroffene Einsatzwagen mit den beiden Beamten aus der ersten, nächtlichen Begegnung sicherte noch den Tatort ab und hielt auch uns (also meine Frau und mich) von einem Betreten der Räumlichkeiten ab, damit ja keinerlei Spuren verwischt, oder vernichtet worden wären.

Bis zum Abschluss dieser letzten Arbeiten durch die Spurensicherung gingen dann nochmals fast zweieinhalb weitere Stunden ins Land, von denen wir als “Verantwortliche des Ladens” erst die letzten 30 Minuten in den wärmenden Verkaufsraum gehen durften.

Eigentlich ist es auch hier nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass es nicht nochmal Stunden brauchte um den Laden wieder verschließen zu können! Eine “Blitzidee” machte den teuren Schlosser-Notdienst überflüssig und erlaubte es schon nach den besagten 30 Minuten Tatort und angrenzende Metzgerei wieder so abzuschließen, dass es schon eine Menge krimineller Energie gebraucht hätte, um uns abermals in Alarm versetzen zu müssen.

Alles in allem scheint die Nacht aber nicht nur für sehr viele Menschen anstrengend und aufregend gewesen zu sein, sondern vor allem auch ein voller Erfolg für die von Einbrüchen gebeutelten Unternehmen an der A3! Die beiden Täter dürften nur schwerlich erklären können, wie sie zu diese Zeit in den Laden gekommen sein sollten, ohne sich dabei mit aller Nachhaltigkeit strafbar gemacht zu haben.

Eine Tatsache, die nur erreicht werden konnte, weil ganz viele Polizisten sehr schnell, sehr gut und vor allem auch sehr professionell ihren Teil dazu beigetragen haben und nicht zuletzt auch durch den Mut und die rasche Mithilfe der zufällig hinzugekommenen Zeugen auf dem Lidl-Parkplatz in dieser wohl weniger weihnachtlichen Nacht?! Ohne dabei nun besonders angeben zu wollen, macht es mich aber dann doch auch ganz ehrlich schon ein wenig stolz, dass wir es in den Jahren dieser Alarmbereitschaft, trotz etlicher Fehl- und verspäteter Alarmmeldungen, geschafft haben binnen sage und schreibe gerade mal 3 Minuten von “auslösendem Anruf”, bis zum voll ausgeleuchtetem “vor Ort” gebraucht zu haben.

Bis wir alle (also Spurensicherung, meine Frau und ich), dann auch den Letzten benachrichtigt hatten und die Spuren des Vandalismus wenigstens soweit behoben waren, dass man am Tag nach dem Weihnachtsfest wieder den normalen Ladenbetrieb aufnehmen konnte, wurde aus dem kurzen Alarmruf eine etwas über 6,5 stündige Aktion ohne Schlaf, jeder Menge Kälte und mit noch weit größeren Menge Adrenalin ;-)

Die beiden Täter werden wohl derweil auf einer Bridge darüber nachdenken können, ob es nicht doch geschickter gewesen wäre, zuhause zu bleiben und das Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben zu genießen – und zwar in Freiheit!


- veröffentlicht mit "BlogPress" von meinem Handy aus.Mit der kleinen iPhone-Tastatur, ruckligen Autos, Bussitzen und ähnlichem sind “dümmste” Schreib- und Inhaltliche Fehler im alleinigen Copyright von Apple Inc.  ;-)


1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Heldenhafte Geschichte. Leider sieht man nur noch selten so engagierte Mitarbeiter die nachts für ihren Arbeitgeber aufstehen, geschweige denn ihr leben für sein Eigentum riskieren.

Das macht Hoffnung und ist die Stelle hoffentlich auch wert.